Gute Gene- Zufall oder nicht?
Schuld sind auf jeden Fall die Eltern: Bluthochdruck, Diabetes, Gelenkbeschwerden, oder Übergewicht? Natürlich, das liegt alles in der Familie, da kann man nichts tun – so denken viele. Das sind die Gene, und die werden vererbt. Tatsächlich trifft das auf einige unveränderliche Dinge zu. So wird die Körpergröße genetisch bestimmt, die Haarfarbe, die Augenfarbe. Aber neue Forschungen aus der so genannten „Epigenetik“ zeigen, dass unser Erbgut längst nicht so festgelegt ist, wie wir lange gedacht haben – mit ganz neuen Chancen für die Gesundheit.
Epigenetik – das ist ein noch relativ junger Forschungsbereich. Hier wird der Einfluss von Umweltfaktoren auf die Ausprägung und Aktivität von Genen genauer erforscht. Dazu ein Beispiel. Jemand kann das Gen dafür tragen, an Diabetes mellitus Typ 2, also an „Altersdiabetes“ zu erkranken. Ob man aber jetzt tatsächlich erkrankt, oder nicht, da müssen viele Faktoren zusammen kommen. Jemand, der einen sehr aktiven Lebensstil hat, viel Sport macht, wenig Zucker isst, sehr schlank bleibt, der hat auch MIT diesem Gen sehr gute Chancen, dass die Krankheit nie ausbricht. Wer hingegen Jahr für Jahr 5 Kilo zulegt, überwiegend sitzt und dann noch die Bauchspeicheldrüse Tag für Tag an den Rand des Burnouts bringt, indem er viele Kalorien aus Zucker und andere Kohlenhydraten vertilgt - der wird mit einer hohen Wahrscheinlichkeit erkranken.
Und das trifft für viele Erkrankungen zu. Das ist im Grunde eine wunderbare Nachricht: unser gesamtes Leben lang haben wir es in der Hand, unsere Gene und ihre Ausprägung selbst zu beeinflussen. Dabei sind die wichtigsten Faktoren Bewegung, Ernährung und Stress-Abbau.
Selbst unsere Stimmung wird von Genen beeinflusst. So gibt es zwar kein richtiges „gute-Laune-Gen“, aber es gibt Genabschnitte, die für das „Gute-Laune-Hormon“ Serotonin zuständig sind. Wer hier die längere Variante mitbekommen hat, der hat etwas Glück gehabt und hat mehr Serotonin, als die Menschen, mit der kürzeren Variante. Aber der Lebensstil, was man isst und trinkt, wie viele soziale Kontakte jemand hat, was für traumatische Erlebnisse jemand hatte, das alles hat einen noch viel größeren Effekt auf die Stimmung, als das Gen, das uns die Natur geschenkt hat.
Ganz allgemein wissen wir, dass die meisten krankmachenden Gene sehr gut in Schach gehalten werden bei Menschen, die eine gesunde, überwiegend pflanzliche Ernährung essen, die schlank sind, sich viel bewegen und Sport machen, nicht rauchen, und generell ein heiteres, optimistisches Gemüt haben und gute soziale Kontakte pflegen. Auch Ruhephasen sind wichtig, ein guter Stress-Abbau, zum Beispiel durch regelmäßiges Abschalten oder Meditieren.
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